Im Museum erzählen ist mehr als im Ambiente eines Museums Märchen zu erzählen. Nicht der Erzählort soll den Geschichten Farbe verleihen – das Erzählen bringt emotional-lebendige Erlebnisebenen in eine Ausstellung.
Monatliche Erzählreihe im Linden-Museum, Stuttgart
Im Mai 2004 begann meine monatliche Erzählreihe “Die weite Welt in Worten” im Linden-Museum Stuttgart (staatliches Museum für Völkerkunde). Zuerst in den Dauerausstellungen, bald kamen auch Sonderausstellungen dazu.
Selbst nach über 16 Jahren Erzählen im Museum ist es für mich noch immer etwas Besonderes inmitten der Ausstellungsstücke zu stehen und zu erzählen. Der visuelle Eindruck der Objekte, die mich umgeben, vermittelt eine ganz eigene Atmosphäre und stimmt das Publikum auf die jeweilige Erzähltradition ein.
Die von mir erzählten Geschichten verlebendigen die Objekte und ermöglichen einen neuen Zugang. Diese Wechselwirkung macht die Besonderheit der Erzählsituation aus.
“Das Leben besteht aus Geschichten, man muss sie nur finden. Schöner ist es aber, man bekommt diese erzählt und besonders schön werden diese, wenn man sie von Uschi Erlewein vorgetragen bekommt.”
Zuschauerstimme
Erzählungen greifen Ausstellungsthemen auf
Die von mir ausgesuchten Mythen, Märchen, Legenden oder Gleichnisse sind nicht zufällig gewählt. Sie haben immer etwas mit den Ausstellungsstücken und der jeweiligen Erzählkultur zu tun. Mal harmonieren die Geschichten mit den Ausstellungsstücken, mal stehen sie im Kontrast. Auch die Reihenfolge der einzelnen Geschichten ist sorgfältig arrangiert.
Jedes meiner Erzählprogramme verstehe ich als eine poetische Erzählung.
Jedoch lasse ich immer die Erzählungen selbst sprechen. Weder erkläre, noch interpretiere ich, sondern nehme die Zuschauer mit auf eine imaginative Erzählreise mit. Meine Erzählprogramme sind künstlerische Annäherungen an die jeweilige Erzählkultur und eröffnen den Besuchern neue Sichtweisen.
Dafür greife ich immer wieder offensichtliche oder versteckte Themen der Ausstellung auf oder lasse mich von ausgestellten Objekten für die Auswahl und das Neuerzählen von traditionellen Geschichten inspirieren.
Zum Beispiel spielte in einer Südsee-Ausstellung die Geschichte von einem hölzernen Vogel eine wichtige Rolle, weil etliche geschnitzte Vögel ausgestellt waren. Oder ich erzählte in meinem Erzählprogramm mit Mythen der Südsee u.a. die Geschichte vom Brotfruchtbaum, denn es ging in der Ausstellung um das Überleben und die Nahrungsmittel auf den Südseeinseln.
Aus ethnologischer Feldforschung und mündlicher Überlieferung
In den meisten Fällen bekomme ich Informationen schon im Vorfeld einer geplanten Ausstellung und kann mich auf die Suche nach passenden Geschichten machen. Oftmals bekomme ich dabei von den Wissenschaftlern Unterstützung, ja viele der Geschichten stammen aus ethnologischer Feldforschung und mündlicher Überlieferung.
Natürlich habe ich, im Laufe der Jahre, eine stattliche Sammlung mit vielen Mythen und Märchen aufgebaut. Oftmals bietet eine neue Ausstellung mir einen Anlass, so dass ich mir endlich Zeit für Geschichten nehme, die schon lange im Museum erzählt sein möchten.
Ausschnitt eines Gespräches mit einer Zuschauerin:
Zuschauerin:
“Ich erinnere mich sehr gern an Deine groß-art-ige Erzähl-Kunst … emotional, sinnlich, lebendig … auf jeden Fall … ich wünsche Dir eine gute (nicht nur Spiel-) Zeit … “
Geschichtenspielerin:
“Oh vielen Dank, das freut mich, dass nach so vielen Monaten noch was in deiner Erinnerung lebt!!!”
Zuschauerin:
“Ich kann mich durchaus noch an vieles er-innern … deine Spiel-Freude … dein Talent … deine Authentizität haben dazu enorm beigetragen …”
Im Museum erzählen & Hintergründe über die Erzählkunst
Hier können Sie noch mehr über meinen Ansatz beim Erzählen finden.