Artikelfoto: Indianergeschichten in der Schule
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Erzählte Indianergeschichten in der Schule – Schüler fragen

Text © Uschi Erlewein

Aktualisiert: 22. Oktober 2022


Immer wieder werde ich mit Indianergeschichten in der Schule engagiert. Sei es zur Leseförderung oder globalen Bildung, um das Interesse an anderen Kulturen zu wecken.

Live erzählte Indianergeschichten in der Schule

“Coyote wandert” ist nicht nur ein beliebtes Programm mit Geschichten für Grundschulkinder. Die Möglichkeit indianische Erzählungen auf englisch oder zweisprachig (englisch-deutsch) zu hören, ist interessant als Ergänzung des Schulunterrichts und spricht auch Schüler der Mittel- und Oberstufe an.

Beim Frühjahrsputz in meinen Ordnern ist mir ein Brief in die Hände gefallen, in dem ich einer Schulklasse Fragen beantwortete. Ich habe in einem Gymnasium “Coyote wandert – was sich Indianer am Lagerfeuer erzählen” auf englisch für die Mittelstufe und zweisprachig deutsch-englisch für die Unterstufe gespielt.

Die Kinder der 5. Klasse haben sich noch weiter Gedanken über meine Aufführung gemacht und mir Fragen geschickt. Hier mein Antwortbrief :

Liebe Klasse 5 c !
Endlich komme ich dazu Eure Fragen zu meinem Geschichtenprogramm “Coyote wandert” zu beantworten!

“Warst du wirklich schon überall auf der Welt?”

Überall war ich noch nicht, obwohl ich gerne mehr reisen würde. Denn Reisen sind mir immer Inspiration für die Kunst. Nicht immer kann ich in jedes Land fahren, aus dem ich Geschichten erzähle.

Doch bin ich zum Beispiel in die Mongolei gereist, um mehr über das Land und die Kulturen dort zu erfahren, um das Land “riechen” zu können, die für dort typische Art Gesang zu lernen und um das Licht und die Farben zu sehen. Es macht sehr wohl einen Unterschied, wenn ich mir während dem Erzählen alles ganz genau vorstellen kann.

Wenn ich nicht in das Land reisen kann, dann reise ich in Gedanken und schaue ich mir Filme an, Dokumentationen, Bücher, Fotos und versuche Kontakt zu Menschen aus dem Land zu bekommen. Es wohnen ja auch hier in Deutschland viele Menschen, die aus anderen Ländern der Welt stammen. So hat mir zum Beispiel meine Freundin aus Uganda bei den afrikanischen Geschichten oder eine Koreanerin bei den koreanischen Geschichten geholfen.

“Warum haben Sie gerade das Thema Indianer ausgewählt?”

Im Moment erzähle ich Geschichten aus Afrika, Ostasien, Zentralasien, von den nordamerikanischen Ureinwohnern, aus Tibet, der Südsee, vom Polarkreis und selber Geschriebenes auf schwäbisch.

Ich interessiere mich für andere Länder und die Menschen aus anderen Kulturen. Ich lerne viel aus den Begegnungen, fühle mich bereichert und kann mich selber dadurch auch besser verstehen.

Die indianischen Geschichten liegen mir sehr am Herzen, weil viele durch die Übersetzung ins Deutsche stark verändert wurden und oftmals, was als “indianische Märchen” hier in Büchern veröffentlicht steht, wenig mit den ursprünglichen Geschichten zu tun hat.

Artikelfoto: Indianergeschichten in der Schule

“Hast Du wirklich mit den Indianern gesprochen?”

Ja, bei Indianern war ich wirklich. Denn ich habe in USA das Geschichtenerzählen bei einem Theaterlehrer gelernt – natürlich ging das auf Englisch. Dafür war ich über 10 Jahre jedes Jahr eine zeitlang dort und lernte dort auch Indianer kennen.

Als ich dann hier in Deutschland begann indianische Geschichten zu erzählen, wollte ich darüber speziell mit indianischen Erzählern sprechen und um Erlaubnis bitten, dass ich als Nichtindianerin ihre Geschichten erzählen darf.

Ihr müsst wissen, dass diese Geschichten für die Indianer keine “Märchen” sind: es ist ihre ( Herkunfts- ) Geschichte, im Sinne von Historie. Sie haben ja ihre Geschichte nicht aufgeschrieben, wie wir das in unserer mitteleuropäischen Kultur tun. Sondern die Geschichte ihres Stammes wird eben in Form dieser Geschichten weitererzählt.

Ihr wisst ja, dass den Indianern viel genommen wurde, sie ihr Land zum großen Teil an die weißen Siedler verloren. So wollte ich ihnen nicht auch noch ihre Geschichte wegnehmen, also die Geschichten ungefragt weitererzählen.

Deshalb bin ich auf die Suche nach indianischen Erzählern gegangen und habe um Erlaubnis gefragt. Denn ich möchte so respektvoll wie möglich mit den Geschichten anderer Kulturen umgehen. Dazu gehört, dass ich viel recherchiere, frage, suche und Kontakte aufbaue.

“Woher haben sie die Kojotenkleidung, den Schmuck ?”

Viele der Ketten sind Geschenke von Indianern, z.B. der kleine Medizinbeutel mit Kräutern und Rindenstückchen oder auch die Schildkrötentasche. Manche Dinge sind Fundstücke, die mir in die Hände fielen, während ich mich mit einer Geschichte beschäftigte.

Ich habe diese Gegenstände bei mir, sie sind Erinnerungen , die ich mit den Geschichten verbinde. Das hilft mir beim Erzählen, ich kann mir alles viel besser vorstellen, weil ich dann an bestimmte Situationen oder Gespräche denke. Das ist so ähnlich, wie wenn man Urlaubsfotos ansieht und sich dann an alles besser erinnert.

Artikelfoto: Indianergeschichten in der Schule

“Was sie beim Auftritt anhatten, haben das die Indianerfrauen in USA auch an?”

Nein. Ich möchte nicht in Originalkleidung der Indianer herum laufen. Das ist für mich eine Frage des Respekts.

Ich denke, ich muss für das Kostüm selber die Verantwortung übernehmen und dieses Kostüm ist meine Interpretation von den Geschichten, die ich erzähle. Die Geschichten haben für mich eine steingraue Farbe und Fransen spielen eine wichtige Rolle bei der heiligen Tanzkleidung.

Ich erzähle ja auch regelmäßig im Völkerkundemuseum in Stuttgart, inmitten von Originalen und Ausstellungsstücken.

Übrigens tragen Indianerfrauen heutzutage auch Jeans und T-Shirts, dasselbe wie alle anderen. Nur bei Zeremonien, bei Festen und beim Pow-wow ( Indianertreffen ) tragen sie die traditionellen Gewänder, die nennt man Regalia, die sind meist aus Leder, aber je nach Stamm auch aus Stoff und Filz.

“Kommen Sie aus Deutschland?”

Die Frage ist doch sicher im restlichen Text schon beantwortet …

So, das waren meine Antworten auf Eure Fragen.
Viele Grüsse und vielleicht bis zum nächsten Mal mit neuen Indianergeschichten in der Schule!
Eure Geschichtenspielerin

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Wer schreibt hier:

Uschi Erlewein spielt Geschichten von weit her, die nahe gehen.
Professionelles Tourneetheater, generationsübergreifende Programme für Kinder und Erwachsene, kulturvermittelnde Erzählkunst.

Szenisch erzählte Geschichten aus und über andere Kulturen, ungewöhnliche Märchen, Mythen entführen auf eine Hör-Reise in andere Welten.